23.01.2024
 4 Minuten

Die Evolution der Tudor Oyster Prince Submariner im Laufe der Jahre

Von Aaron Voyles
Die Geschichte der Tudor Submariner

Die Geschichte der Tudor Submariner

Es gibt vielleicht eine Handvoll Uhren, die die Grenzen der Uhrmacherei sprengen und sich auch in der breiteren Öffentlichkeit einen Namen machen konnten. Diese Zeitmesser verkörpern ausgefallene Designs, spannende Geschichten sowie die einzigartige Fähigkeit, sich nahtlos in den Lebensstil ihrer Träger einzufügen. Dazu gehören Dresswatches wie die Patek Philippe Calatrava, Jaeger-LeCoultre Reverso oder Cartier Tank, doch die Mehrheit bilden Sportuhren. Über allen thront die Submariner, die ihre Beliebtheit größtenteils Tudor zu verdanken hat. Tauchen wir also ein in das Erbe der Tudor Submariner als eines der bekanntesten Modelle in der Uhrenwelt und gehen wir ihrer Evolution im Laufe der Jahrzehnte auf die Spur.

Die Ursprünge Tudors

Nach der Firmengründung im Jahr 1926 begann der Lebenszyklus von Tudor als Herzensprojekt des Rolex-Gründers Hans Wilsdorf. Während Rolex-Uhren in atemberaubendem Tempo immer begehrter, prestigeträchtiger und teurer wurden, machte Wilsdorf sich Sorgen, dass seine Uhren genau für diejenigen unerreichbar wurden, die er eigentlich im Visier hatte – die einfachen Leute. Für die Lösung dieses Problems schwebte ihm eine Schwestermarke vor, die das berühmte robuste Äußere von Rolex mit massengefertigter Technik kombinieren und so erschwinglichere Versionen der Rolex-Klassiker ermöglichen würde. Und so machte Tudor es sich zur Aufgabe, Rolex-ähnliche Uhren für jedermann herzustellen und gemeinsam mit dem Branchenprimus am Markt zu wachsen.

Lesen Sie mehr: Tudor: Rolex für Arme oder angesehene Uhrenmarke?

Nachdem sich Tudor in den 1940ern das Oyster-Gehäuse sowie die Automatikwerke von Rolex zu eigen gemacht hatte, begann das Unternehmen, sich Toolwatches zuzuwenden. Beflügelt vom Erfolg der Tudor Oyster Prince – Tudors Version der Rolex Oyster Perpetual – im Jahr 1952, wollte Tudor seine eigene Version einer anderen Rolex-Ikone erschaffen, nämlich der Submariner.

Die Anfänge der Tudor Submariner

Die 1954 – lediglich ein Jahr nach der ikonischen Rolex Submariner – veröffentlichte Tudor Prince Submariner teilt mit ihrem Schwestermodell eine ganze Reihe optischer Merkmale. Während Rolex gleich drei Referenzen der Submariner an den Start brachte, kam von Tudor bloß eine: die Ref. 7922. Die Uhr war genauso robust wie ihr Vorbild – kein Wunder, denn sie besaß die exakt gleichen Gehäuse, Armband, Krone und Teile der Lünette – doch die Ref. 7922 war dank des zugekauften Fleurier 390-Werks die erschwinglichere Variante. Aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses bestellten zahlreiche internationale Militärverbände die Ref. 7922 in großen Chargen bei Tudor. Insbesondere die französische Marine, die später eine sagenumwobene Partnerschaft mit Tudor einging, welche bis in die 1980er-Jahre hinein Bestand hatte.

Tudor Submariner 7922
Tudor Submariner Ref. 7922

Nach der Ref. 7922 brachte Tudor 1955 bzw. 1958 die Ref. 7923 bzw. die Ref. 7924 auf den Markt. Diese neueren Modelle besaßen einige optische sowie funktionale Anpassungen. So wurde für die Ref. 7923 das Automatikkaliber 390 der Ref. 7922 gegen ein Handaufzugswerk, das ETA 1182, ausgetauscht. Somit ist dies die einzige Handaufzug-Submariner, die jemals das Licht der Welt erblickte. Doch das wesentlichere Update kam 1958 mit der Ref. 7924, welche eine höhere Wasserdichtigkeit aufwies. Statt der 100 m ihrer Vorgänger hielt diese bis zu einer Tiefe von 200 m dicht, womit sie ihren Nutzen quasi verdoppeln und nun die Standards einer modernen Taucheruhr erfüllen konnte.

Auch wenn die drei genannten Referenzen zweifellos von Bedeutung waren, das Highlight der ersten Generation der Tudor Submariner war für viele die Ref. 7928 von 1959. Diese wartete mit einem neuen 39-mm-Gehäuse auf – ganze 2 mm größer als bei den Vorgängermodellen. Außerdem verfügte es über einen Kronenschutz, der die Aufzugskrone von Stoßeinwirkungen abschirmte. In der Folge entpuppte sich die Ref. 7928 als eine äußerst beliebte Uhr, obwohl sie im Gegensatz zu ihrem damaligen Rolex-Pendant (Ref. 5512) nicht mit einer Chronometer-Zertifizierung aufwarten konnte, und ihr Produktionszyklus dauerte bis in das Jahr 1969 an.

Tudor Submariner 7928
Tudor Submariner Ref. 7928

Die Submariner bleibt auf Tauchgang

Seitdem hat sich die Tudor Submariner kontinuierlich weiterentwickelt bis zu ihrer Einstellung 1999. Dabei ging Tudor bei seiner Version der Submariner auch ein gewisses Risiko ein und brach ein Stück weit mit der gewohnten Designsprache von Rolex. So besaßen die 1969 vorgestellten Referenzen 7016 und 7021 (No Date- bzw. Date-Variante) Tudors mittlerweile ikonische „Snowflake“-Zeiger sowie die charakteristischen Stundenmarkierungen in Kästchenform – beides spielerische und ausgefallene Elemente in dem ansonsten zunehmend formelhaften Angebot der Rolex-Schwester. Bis in die späten 1980er-Jahre wurden verschiedene „Snowflake“-Referenzen produziert, bis schließlich die letzte Submariner-Generation, die 79000-Serie, eine neue Ära der Tudor Submariner einläutete.

Tudor Prince Oysterdate Submariner Ref. 79090
Tudor Prince Oysterdate Submariner Ref. 79090

Mit der Submariner Ref. 79090 von 1989 kehrte Tudor zur Rolex-Designsprache zurück und nutzte deren sogenannte Mercedes-Zeiger, bot jedoch Lünette und Zifferblatt in Schwarz oder Blau an. Angetrieben vom allseits beliebten Automatikkaliber ETA 2824-2 war die Ref. 79090 ein betont modernes Modell. 1995 wurde sie durch die Ref. 79190 ersetzt. Diese verfügte über ein Saphirglas und eine neue einseitig drehbare Lünette statt der beidseitigen Variante der Ref. 79090. Nachdem die 79000-Serie zehn Jahre in Produktion war, wurde das Kapitel Tudor Submariner 1999 geschlossen, ein Zustand, der bis heute andauert.

Ein Vorgeschmack auf die Zukunft

Auch wenn wir uns alle freuen würden, wenn Tudor seiner Submariner wieder eine eigene Linie widmen würde, scheint dies immer unwahrscheinlicher. Dazu reicht ein Blick auf Tudors Angebot seit der Einführung der Black Bay-Kollektion im Jahr 2012: Mit ihren Kronen ohne Schutz, den Snowflake-Zeigern auf dem Gilt Dial sowie der Lünetteneinlage aus Aluminium ist sie eindeutig von der Submariner inspiriert. Man könnte fast sagen, dass die Black Bay inoffiziell die moderne Interpretation der Submariner darstellt. Hinzu kommen die offensichtlich vom großen Vorbild inspirierten Modelle Black Bay 58 und Black Bay 54, die noch einmal verdeutlichen, dass die Black Bay-Familie für Tudor das Medium ist, um die Submariner wieder aufleben zu lassen.

Andererseits hat Tudor die Pelagos erschaffen – die ultimative moderne Taucheruhr ohne Anleihen bei historischen Vorbildern. Mit ihrer Wasserdichte von 500 m, dem Titan-Gehäuse samt Heliumventil, dem komplexen Schließmechanismus und den Keramik-Lünetteneinlagen hat dieses Modell alles, was man sich von einer Taucheruhr im 21. Jahrhundert wünschen würde – ein wenig wie die Antwort Tudors auf die Rolex Sea-Dweller. Werden wir also eine Wiedereinführung der Tudor Submariner sehen? Das denke ich eher nicht, aber schließlich erfüllt die Tudor Black Bay diesen Zweck bereits. Und wenn Sie dieses Modell nicht ansprechend finden, gibt es auf dem Markt noch jede Menge originaler Vintage- und Neo-Vintage-Exemplare der Tudor Submariner zu entdecken.


Über den Autor

Aaron Voyles

Ich liebe alles an der Uhrmacherei, von der Kunstfertigkeit des Designs über die Technik, die in den Uhrwerken steckt, bis hin zu den spannenden Geschichten, die ihr Leben einhauchen.

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